Was trugen Frauen im Rokoko?
Wie auch heute gab es natürlich passende Unterkleidung. Zumindest für die Damen war das sogar recht aufwendig. Die unterste Schicht bildete ein Unterhemd mit weitem Ausschnitt und halblangem Arm. Dieses Unterhemd findest du meistens unter dem Begriff Chemise. Meistens war es weiß und aus Stoffen, die sich gut reinigen ließen. Das Unterhemd war nämlich das Kleidungsstück, das am häufigsten gewaschen wurde. Direkt an den Beinen trugen sowohl Damen als auch Herren lange Strümpfe, die knapp unter dem Knie mit einem Strumpfband gehalten wurden. Die nächste Lage war dann ein eher schmal geschnittener Rock, der Anstandsrock. Dieser Rock verhinderte, dass es ungewollte Einblicke gab. Unterhosen gab es nämlich nicht.
Über Chemise und Anstandsrock kam die Schnürbrust. Die Schnürbrust ist für das richtige Aussehen deiner Robe verantwortlich. Die sorgt dafür, dass das Oberteil wirklich glatt sitzen kann und deine Brust passend geformt wird. Ohne Schnürbrust wirst du (leider) niemals einen wirklich historischen Look erzielen.
Nach der Schnürbrust wurden eventuelle Rockunterbauten angezogen. Das konnten ein Reifrock (Panier), Poschen, Hüftkissen oder auch Pokissen sein. Darüber kamen dann die Röcke. Je nach Witterung und Kleid konnte das zwischen einem und mehreren Röcken sein.
Die letzte Schicht war dann das eigentliche Kleid, also z.B. die Francaise oder Anglaise oder auch einfach nur eine kurze Jacke oder ein etwa knielanger Caraco. Die Kleidung wurde dann gerne noch mit einem Tuch für den Ausschnitt (Fichu) und einer Schürze vervollständigt.
Brauche ich wirklich eine Schnürbrust für mein Rokoko-Kostüm?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. In erster Linie musst du dir überlegen, wie historisch dein Kostüm aussehen soll.
Die Schnürbrust sorgt für die klassische Form des Rokoko. Das ist ein betonter Ausschnitt, ein sehr gerade Oberkörper in leichter V-Form vor allem die sehr gerade Front. Wenn du ein historisches Rokoko-Kostüm von der Seite anschaust, so ist dort keine Kurve unterhalb der Brust zu sehen. Und auch insgesamt liegt der Stoff am Oberkörper weitgehend faltenfrei an.
Diese Form bekommst du wirklich nur mit einer Schnürbrust hin. Wenn du dich für ein Kleid mit einem Fronteinsatz entscheidest, dann kann ich den sehr steif machen und du bekommst zumindest die sehr gerade Front einigermaßen hin. Aber für ein Kleid, das ohne Schnürbrust so faltenfrei sitzt wie ein historisches Kleid, müsste ich dein Kleid ja überall am Oberkörper verstärken. Damit hast du die Schnürbrust im Endeffekt im Kleid eingebaut.
Ein zweiter Vorteil einer Schnürbrust ist, dass die diversen Röcke nicht in deine Taille einschneiden können. Das ist bei einem Rock nicht so schlimm. Im Rokoko wurden aber gerne mehrere Röcke getragen und dazu noch Unterbauten. Und da kommt dann doch recht viel zusammen, dass in die Taille einschneiden könnte.
Zu guter letzt noch ein Vorteil einer Schnürbrust mit Trägern und hohem Rücken: Du hast automatisch die richtige Haltung, um dein Kleid auch mit Würde präsentieren zu können. Ohne dass du die ganze Zeit darüber nachdenken musst oder deine Rückenmuskeln zu ungewohnten Tätigkeiten zwingen musst.
Eine ordentlich auf deine Maße gefertigte Schnürbrust für dein Rokoko-Kostüm schneidet nicht ein und scheuert auch nicht unangenehm. Aus diesem Grund kostet eine Schnürbrust auch deutlich mehr als eine Corsage von der Stange - sie wird nämlich auf deine Maße angepasst und sitzt damit auch wirklich gut und bequem.